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…den ganzen Tag Regen. Ich musste trotzdem an die frische Luft. Zog mir die riesigen grünen Gummistiefel an, die ich einmal in einem Landhandel in Schweden gekauft hatte. Sie sind ein bisschen schwer, aber man geht darin wie auf Moos oder Wolken. Ganz weich. Beim Gehen machen sie immer so ein dumpfes Geräusch, wenn die Luft aus dem Stiefelschaft durch die Beinbewegung nach oben raus gedrückt wird…

Elefantengrauer Himmel, Regen, kühl, ich habe etwas Gegenwind. Ich stemme den Schirm gegen den Wind und den Regen. Tapfer gehe ich auf den Steinplatten den Weg Richtung See. Manche der Platten sind eingesunken, etwas schief und das Wasser hat sich darin gesammelt. Je nachdem wie viele nebeneinanderliegende Platten eingesunken sind, ergibt sich eine mehr oder weniger große Pfütze.
Anfangs weiche ich ihnen automatisch aus. Dann fällt mir ein, dass das ja idiotisch ist, da ich Gummistiefel trage. Also hinein in die Pfützen und durch. Kaum schweife ich in Gedanken ab, mache ich wieder automatisch einen Bogen um sie… Dann denke ich daran, wieso wir eigentlich alle einen Bogen um die Pfützen machen…  damit wir unsere Schuhe nicht schmutzig machen! Die Kinder tun das nicht und die Eltern arbeiten lange daran, es ihnen einzutrichtern. Folge: man tut es vollautomatisch und merkt gar nicht mehr, was einem entgeht!

Ich laufe ca. eine halben Stunde am See entlang, auf dem durch den Regen inzwischen ziemlich schlammigen kleinen Weg. Auf dem Rückweg bin ich dann soweit: ich habe Spass daran, in die Pfützen zu treten, es gibt dann immer so ein platschendes, klatschendes Geräusch und wenn ich die Stiefel  auf dem Boden entlang schlurfen lasse, spritzt das Wasser richtig schön hoch. Die Regentropfenringe in den Pfützen sehen so schön aus und ich fühle wieder dieses Glück des kleinen Kindes, als es früher durch die Pfützen platschte ohne über die Folgen nachzudenken. Einfach so, voller Freude …

ALSO:
Wir alle haben die Möglichkeit, aufmerksam zu sein und abzuwägen, ob es für uns gerade wichtiger ist, die Schuhe sauber zu behalten (vielleicht habe ich ja gleich ein Vorstellungsgespräch und schlammfrei bessere Chancen) oder ob ich mir die Freiheit und die Freude gönne, die damit verbunden ist, durch Pfützen zu laufen.

Wir können auch darüber entscheiden, ob wir es für wichtig halten, was andere Menschen darüber denken und sagen, wenn wir – völlig unerwachsen und unangemessen – in die Pfützen platschen…  ob wir uns dadurch einschränken lassen und ob wir anderen diese Macht über uns geben wollen oder eben nicht.

Klingt vielleicht nicht erwähnenswert, aber genau das ist UNSER Denken, das uns häufig vom Glück fern hält oder das Glück von uns.