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Lass deine Worte durch drei Tore gehen ( Rumi 1207-1273 )


Am ersten Tor frage dich: ist es wahr?

Kurz vor Weihnachten bei WhatsApp äußerte ich einen Zweifel…
Antwort:
Na und

Ich kann diese Worte irgendwie nicht als Bitte um eine Erklärung oder als Einladung zum Gespräch oder als Interesse an Beweggründen von meiner Seite interpretieren – dafür fehlt mir das Fragezeichen oder weitere Worte. 
Es ist irgendwie auch eine Aussage, aber auch ohne Ausrufezeichen oder Punkt. 
Eine Frage wäre mir lieb gewesen. Vielleicht ist es ja auch eine:  „na und?“. Es fehlt allerdings auch das kleinste Zeichen dafür und „na und“ steht deshalb einfach so, nackt und bloss im luftleeren Raum. 
Ich kann mir also aussuchen, was es sein soll…  eigentlich empfinde ich es als einen Schlag ins Gesicht, aus einer Überzeugung heraus.

Das ist ja in dieser Zeit der Panikdemie inzwischen ganz normal: 
Statt Transparenz in Aussage und Quelle kann man sich aussuchen, was wahr ist oder was gemeint ist.
Liegt man in dem einen Gespräch darüber anscheinend richtig, liegt man im nächsten falsch und es gibt sozialen und moralischen Druck. Schnell ist man ein Unwissender, ein Nazi, dumm, Testverweigerer, Ignorant, Impfgegner, sozial unverantwortlich oder angepasst.
Nun sind wir soziale Wesen und können deshalb mit  Ausgrenzung jeder Art sehr schlecht umgehen. Wir bekommen Angst und werden  sehr vorsichtig mit dem, was wir wem erzählen…
…die Folge – Stress im Gehirn: die Amygdala wird getriggert, blockiert das Grosshirn und somit das klare Denken… was nicht gerade hilfreich ist in einer insgesamt verwirrenden Situation…

Am zweiten Tor frage dich: ist es notwendig?

Aktuell verwenden wir auch gerne und oft den Ausdruck  „Kampf“ … gegen Corona. Dieser erscheint inzwischen eher als ein Kampf gegen die Menschen, nicht für die Menschen, wie es propagiert wird…
Wir sind eine Familie – in einer Nation – in einer Welt mit viel Kriegs- und Kampferfahrungen, mit „Mein Kampf“ von Hitler und daraus resultierenden Traumatisierungen, die über die Generationen weitergegeben werden. Kein Wunder, dass uns vermutlich schon das Wort „Kampf“ triggert (s.o.) und uns innerhalb von Sekunden direkt hinein führt… 
… je nach Konstitution unseres Stammhirns, unserer Identität und unserer individuellen Trigger führt es uns in Flucht oder Rückzug, in Erstarrung oder in den Kampf gegen die Infizierung mit dem Virus, gegen die Infizierung / Identifizierung mit Anders- oder Querdenken, mit Verschwörungstheorien, mit angeblichem Nazitum, mit schweigenden Lämmern, mit unreflektiertem Regelkonformismus, mit alternativen Fakten usw.

Aber ist es nicht an der Zeit, die Fussstapfen unserer Vorväter und -mütter  – unter denen wir schon genug gelitten haben – zu verlassen und den Kampf anders zu führen, als mit Hauen und Stechen?! Vielleicht, weil wir dazugelernt haben?! 
Sind ihre Fussstapfen nicht viel zu klein?  
Sind wir nicht in der Lage zu MEHR?

Haben wir nicht grundsätzlich die Fähigkeit, uns Klarheit zu verschaffen durch Recherche oder gilt das nur für Quellen im Internet? 
Können wir uns nicht auch im Inneren auf den Weg machen und erforschen (z.B. mit der identitätsorientierten Traumatherapie), was uns antriggert und was wir täglich unreflektiert und ungefiltert toxisch nach aussen tragen?
Können wir nicht einen Anfang machen mit der Beobachtung und Reflektion  unserer Gedanken, Gefühle und der daraus entstehenden Worte?… unter Beachtung auch der kleinen Zeichen, wie einem Fragezeichen…

Am dritten Tor frage dich: Ist es freundlich?

Wir können uns auf den Weg machen und uns fragen: Wer will ich sein?  Wie will ich sein?  In was für einer Welt will ich leben?
Wir können den anderen fragen: Wie hast du das gemeint? Wie geht es dir damit? Habe ich dich richtig verstanden? Macht dir das Angst? 

Wir können uns die Sanftheit des Fragezeichens schenken.

Viva la Evolution!!